Pharaoe's Call

Mittwoch, den 12. 1. 2000

 Sechzehnte Ausgabe
- Seite 5 -

Einkaufen in Cairo

(Ursula und Peter Frank, Cairo) Als wir im Sommer in Hockessin im sonnigen Delaware waren besuchten wir Helga Mayr und ihrer Familie.
Helga ist eine sehr gute und leidenschaftliche Köchin, die dieser Leidenschaft inzwischen auch professionell nachgeht. Aber nicht nur das Kochen, auch das Einkaufen interessiert sie mächtig. Jetzt gibt's ja im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nichts was es nicht gibt, aber bei uns in Cairo ist die Einkauferei vielleicht doch noch mehr ein Erlebnis als in USA. 
Wir haben keine Schwierigkeiten das ganze Jahr über in Obst und Gemüse zu schwelgen, Fische und Fleisch gibt es sowieso, allerdings ist das Fleisch von Rindern, Kälbern, Schafen (sehr teuer und auch nicht immer zu bekommen), von Kamelen (die Schlachtkamele werden am Kamelmarkt in Birkash verkauft),  von Kanninchen, Tauben, Wachteln und Hühnern (die gibt's beim Chickenman an der Ecke). Selbst Schweinefleisch, was für Muslime unrein ist, bekommen wir beim koptischen Metzger. Geräucherte Bratwürste, Weißwürste, Wiener und Leberkäse kaufen wir beim deutschen Metzger. Brot und Semmeln, Croissants und Konditoreiwaren gibt es beim deutschen Bäcker, dessen Team aus lauter ganz schwarzen Nubiern aus dem Sudan besteht, da sieht man das Mehl besonders gut.
Die Geschäfte sind schon ein wenig anders als das normalerweise in Deutschland der Fall ist. Der erste Unterschied ist die Größe. Der größte Supermarkt Ägyptens (Alfa-Market) an der Corníche ist etwa so groß wie ein Supermarkt einer kleineren Stadt, bietet vornehmlich Importwaren an und ist deshalb für die Normalägypter unerschwinglich.
Im Gegensatz zu Deutschland und auch USA gibt es hier noch die ganz normalen 'Tante-Emma-Läden', die hier besser Onkel-Ali-Läden heißen müssten. In Ägypten kauft man beim Fachmann im Suk oder oder im Laden um die Ecke.
 

Unser Gemüsehändler beispielsweise hat Obst und Gemüse im Angebot, je nach Jahreszeit gibt es das zu kaufen, was am Morgen aus dem Fruchtland antransportiert wird. Die Sachen sind normalerweise ganz frisch, in der Nacht geerntet und dann mit dem Eselskarren an den Fruchtstand gefahren. Sollte das Gemüse einmal schon etwas angetrocknet sein, dann geht unser Choddari hinter den Stand, wo das frische Zeug lagert. Die älteren Sachen sind für die Laufkundschaft, wir aber wohnen in seinem Viertel und sind Stammkunden. 
Er schläft mit seiner Familie unter dem Baum hinter dem Gemüsestand, ob die Händlerfamilie ein Haus oder dergleichen hat, das wissen wir nicht. Bedient werden Ursi und Tina bevorzugt vom Sohn der Familie, der sich immer freut etwas verkaufen zu können. Übrigens ist es so, dass die Kunden hier als das behandelt werden was sie sind, die Leute, welche das Geld bringen. Ein unfreundlicher Händler oder Verkäufer ist hier in Ägypten schwer vorstellbar, wir sind jedenfalls noch keinem begegnet. Was die Behandlung von Kunden angeht, könnte das Personal manches Geschäfts in Deutschland noch viel lernen.
Neben vielen anderen Dingen, wie Schuhe oder Kleidung, werden in Kairos größtem Suk, dem Khan El Khalili und seiner Umgebung auch alle Arten von Lebensmitteln angeboten. So gibt es natürlich Obst- und Gemüsehändler. 
 


 
 
 
{short description of image}
{short description of image}
{short description of image}