Da wir schon im 5. Stockwerk waren, gingen
wir in ein Büro, in dem ein Mann hinter seinem Schreibtisch thronte.
Wir lächelten ihn an und fragten, wo denn der Aufgang zum Dach sei.
Jetzt muss man wissen, dass Telefongesellschaften hier staatlich sind,
von militärischer Bedeutung und noch immer Ausnahmezustand herrscht.
Der Gute war ganz schön baff, wollte wissen, weshalb wir ausgerechnet
seiner Gesellschaft aufs Dach steigen wollten und telefonierte nach einem
Securitymann. Der kam auch nach einiger Zeit während wir freundlich
gebeten wurden, uns doch zu setzen. Der Secutitymann brachte auch gleich
seinen Chef mit, der uns sagte, das sei ja doch wohl nicht möglich
und überhaupt sei es streng verboten, vom Gebäude irgendwelche
Photos zu machen. " Wir wollen ja nicht das Gebäude photographieren,
sondern nur vom Gebäude aus die Kirche", sagten wir ihm mehrmals.
Er wollte es uns aber nicht gestatten und weg war er. Die Nachricht, dass
zwei Europäer der Telefongesellschaft aufs Dach steigen wollten, hatte
sich aber schon verbreitet. Unser Securitymann meinte, wir sollten doch
mal mitkommen. Taten wir auch, fuhren mit dem Aufzug auf der anderen Seite
des Gebäudes, dessen Existenz wir vorher einfach nicht wahrgenommen
hatten, wieder runter und liefen über den Hof zur Portiersloge. Der
Oberportier wählte eine Nummer, stand sitzend sozusagen stramm, sagte
unserem Securitymann etwas und dann ging's weiter. Wieder ein Hof überquert,
in einem anderen Gebäude in den 3. Stock gefahren und dann, ja dann
landeten wir in einem Büro bei einem Herrn, der sich unsere Story
ebenfalls anhörte und dessen Schreibtisch mit drei Telefonen ausgestattet
war, von denen eines rot war.
Das ginge einfach nicht, ob wir eine Tasrih
(Erlaubnis) von einem ägyptischen Offiziellen hätten, wollte
er wissen. Hatten wir natürlich nicht. Ob wir uns eigentlich ausweisen
könnten, meinte er. Herr Steinbrecher hatte nur seinen Führerschein
dabei, ich hatte aber meinen Dienstpass einstecken und reichte ihn über
den Schreibtisch. Gleichzeitig meinte ich, dass niemand für uns bürgen
müsse, gegebenenfalls möge er bitte die Schule oder die Botschaft
anrufen, wir seien dort bekannt. Der Dienstpass brach das Eis, Führerschein
und Dienstpass verschwanden erst einmal zum Photokopieren, ein Anruf in
dem Büro, in dem wir zuerst gelandet waren, schloss und sozusagen
die Tür zum Dach auf, wir bedankten uns sehr herzlich und gingen wieder
auf Wanderschaft. Mit dem Aufzug runter, über die beiden Höfe,
ins Zielgebäude rein, durch die langen Gänge zum Aufzug dort,
hoch in den 5. Stock und dann durch eine Tür in einen kleinen Raum
von dem aus eine Leiter auf das Dach führte. Nachdem wir mehrmals
darauf hingewiesen worden waren, dass wir ja vorsichtig sein sollten, denn
die Stufen waren schmal und die Leiter steil, stiegen wir auf das Dach,
vier oder fünf Ägypter mussten unbedingt mit, um zu sehen, was
die beiden Europäer denn dann wirklich da machten. Wir machten das,
wofür wir hergekommen waren, die Ägypter fanden das alles sehr
lustig und waren wie immer, wenn etwas passiert, was nicht unbedingt alltäglich
ist, begeistert dabei sein zu dürfen. Noch begeisterter waren sie,
als sie ihr Bakshish bekamen, wir waren es auch, denn wir hatten die Photos
und außerdem etwas erlebt, was es eigentlich nicht gibt, denn stellt
Euch vor, Ihr wolltet in Deutschland auf ein Gebäude steigen, das
sicherheitsrelevant ist, von der ungeklärten versicherungstechnischen
Seite ganz abgesehen. Aber hier in Ägypten geht so etwas, es braucht
ein bisschen Zeit, aber dafür klappt es dann auch und ein nettes Erlebnis
fällt auch noch dabei ab, wenn man so etwas mag.
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