Pharaoe's Call

Mittwoch, den 12. 1. 2000

 Sechzehnte Ausgabe
- Seite 4 -

Da wir schon im 5. Stockwerk waren, gingen wir in ein Büro, in dem ein Mann hinter seinem Schreibtisch thronte. Wir lächelten ihn an und fragten, wo denn der Aufgang zum Dach sei. Jetzt muss man wissen, dass Telefongesellschaften hier staatlich sind, von militärischer Bedeutung und noch immer Ausnahmezustand herrscht. Der Gute war ganz schön baff, wollte wissen, weshalb wir ausgerechnet seiner Gesellschaft aufs Dach steigen wollten und telefonierte nach einem Securitymann. Der kam auch nach einiger Zeit während wir freundlich gebeten wurden, uns doch zu setzen. Der Secutitymann brachte auch gleich seinen Chef mit, der uns sagte, das sei ja doch wohl nicht möglich und überhaupt sei es streng verboten, vom Gebäude irgendwelche Photos zu machen. " Wir wollen ja nicht das Gebäude photographieren, sondern nur vom Gebäude aus die Kirche", sagten wir ihm mehrmals. Er wollte es uns aber nicht gestatten und weg war er. Die Nachricht, dass zwei Europäer der Telefongesellschaft aufs Dach steigen wollten, hatte sich aber schon verbreitet. Unser Securitymann meinte, wir sollten doch mal mitkommen. Taten wir auch, fuhren mit dem Aufzug auf der anderen Seite des Gebäudes, dessen Existenz wir vorher einfach nicht wahrgenommen hatten, wieder runter und liefen über den Hof zur Portiersloge. Der Oberportier wählte eine Nummer, stand sitzend sozusagen stramm, sagte unserem Securitymann etwas und dann ging's weiter. Wieder ein Hof überquert, in einem anderen Gebäude in den 3. Stock gefahren und dann, ja dann landeten wir in einem Büro bei einem Herrn, der sich unsere Story ebenfalls anhörte und dessen Schreibtisch mit drei Telefonen ausgestattet war, von denen eines rot war. 
Das ginge einfach nicht, ob wir eine Tasrih (Erlaubnis) von einem ägyptischen Offiziellen hätten, wollte er wissen. Hatten wir natürlich nicht. Ob wir uns eigentlich ausweisen könnten, meinte er. Herr Steinbrecher hatte nur seinen Führerschein dabei, ich hatte aber meinen Dienstpass einstecken und reichte ihn über den Schreibtisch. Gleichzeitig meinte ich, dass niemand für uns bürgen müsse, gegebenenfalls möge er bitte die Schule oder die Botschaft anrufen, wir seien dort bekannt. Der Dienstpass brach das Eis, Führerschein und Dienstpass verschwanden erst einmal zum Photokopieren, ein Anruf in dem Büro, in dem wir zuerst gelandet waren, schloss und sozusagen die Tür zum Dach auf, wir bedankten uns sehr herzlich und gingen wieder auf Wanderschaft. Mit dem Aufzug runter, über die beiden Höfe, ins Zielgebäude rein, durch die langen Gänge zum Aufzug dort, hoch in den 5. Stock und dann durch eine Tür in einen kleinen Raum von dem aus eine Leiter auf das Dach führte. Nachdem wir mehrmals darauf hingewiesen worden waren, dass wir ja vorsichtig sein sollten, denn die Stufen waren schmal und die Leiter steil, stiegen wir auf das Dach, vier oder fünf Ägypter mussten unbedingt mit, um zu sehen, was die beiden Europäer denn dann wirklich da machten. Wir machten das, wofür wir hergekommen waren, die Ägypter fanden das alles sehr lustig und waren wie immer, wenn etwas passiert, was nicht unbedingt alltäglich ist, begeistert dabei sein zu dürfen. Noch begeisterter waren sie, als sie ihr Bakshish bekamen, wir waren es auch, denn wir hatten die Photos und außerdem etwas erlebt, was es eigentlich nicht gibt, denn stellt Euch vor, Ihr wolltet in Deutschland auf ein Gebäude steigen, das sicherheitsrelevant ist, von der ungeklärten versicherungstechnischen Seite ganz abgesehen. Aber hier in Ägypten geht so etwas, es braucht ein bisschen Zeit, aber dafür klappt es dann auch und ein nettes Erlebnis fällt auch noch dabei ab, wenn man so etwas mag.

 
 
 
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