Die Wüste blüht
(Ursula und Peter Frank, Cairo) Um unsere Hobbies
gibt es ja viele Gerüchte und ganz gravierende Missverständnisse.
Die meisten Leute glauben, dass Peters Hobby Computerhard und -software
seien. Der Eindruck kann auch entstehen unter anderem deshalb, weil Peter
viel Zeit am Computer verbringt und viele Leute mit ihren Sorgen und Nöten
zu ihm kommen wenn ihr Computer nicht mehr richtig funktioniert. Ein Hobby
ist das aber deshalb noch lange nicht.
Unsere wirklichen Hobbies sind Reisen und photographieren.
Bei der Photographiererei sind es vor allem Pflanzen, die es Peter angetan
haben, aber auch Landschaften und Gesichter aus den verschiedensten Gegenden
der Erde.
Weil hier Winter war und es im Winter manchmal
regnet, haben die Pflanzen in der Wüste diese Zeit als Hauptvegetationsperiode.
In dieser Zeit blühen sie, bilden ihre Samen und vertrocknen dann
wieder oder ruhen bis zum nächsten Regen. Die Pflanzen der Wüste
sehen auch ganz anders aus als in gemäßigteren Zonen. Zum einen
sind sie kleiner. Zum anderen besitzen sie viel weniger Blattfläche
um die Verdunstung einzuschränken. Zum Teil sind auch bei Büschen
die Stengel grün um die Photosynthese zu ermöglichen. Blätter
sind oft mit einer Wachsschicht überzogen, manchmal sind die Blätter
nicht flächig sondern nur kleine dickfleischige 'Knubbelchen'. Die
Wurzeln auch kleiner Pflanzen erstrecken sich knapp unter der Oberfläche
über viele Quadratmeter. So kann Wasser beim spärlichen Regen
aufgesammelt werden. Eine Ausnahme bilden hier die Palmen, die lange Pfahlwurzeln
bis in tiefe Grundwasserschichten ausbilden.
Beim Wüstengottesdienst lernten wir eine
ehemalige Biologielehrerin kennen, die uns anbot, eine Exkursion in die
Wüste zu machen. Da konnten wir nicht nein sagen. |
Diese Frau kannte wirklich jede Pflanze und sie erzählte
zu fast jeder dieser Pflanzen ein Geschichtchen.
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Wir machten uns also auf ins Waadi Digla, dem
Trockental in der Maadi-Wüste, an dessen Ausgang zum Nil Maadi liegt.
Die Landschaft hier ist recht vielgestaltig. |
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Den Grund bildet eine Sand-Stein-Wüste, im oberen
Teil gibt es bizarre Felsformationen, die durch die Temperaturwechsel zwischen
Tag und Nacht, durch den Wind (mit Sand) und durch manchmal durchfließendes
Wasser entstanden sind.
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Etwa die Hälfte aller Pflanzen im Waadi
Digla sind Büsche mit graugrün bereiften Ästen und langen
Dornen. Diese Dornen gaben dem Busch auch den Namen Kameldorn (Zilla spinosa).
Er blüht hellblau mit kleinen Kreuzblüten. Wenn der Busch abgestorben
ist, dann verliert er den Halt zum Untergrund und wird vom Wind durch die
Wüste gerollt. Diese Rollbüsche haben oft einen Durchmesser von
bis zu 1 m und es ist nicht anzuraten über sie wegzufahren. Die Dornen
sind so hart, dass sie sich durch die Reifen bohren können, was speziell
in der Wüste nicht gerade günstig ist, denn es gibt hier keinen
ADAC oder ähnliches. |
Am zweithäufigsten gedeiht hier das Rundblättrige
Jochkraut (Zygophyllum coccineum).
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Diese Pflanze besitzt keine Blätter,
sondern statt dessen immer zwei gegenüberstehende Knubbel, die aussehen
wie eine kleine Knackwurst. Ein Knubbel allein ist eine Frucht. Diese Frucht
hat kümmelartige Samen und platzt in Trockenzeiten auf. Die Früchte
wurden früher von den Beduinenkindern so wie heute Kaugummi gekaut.
Die Pflanze besitzt bemerkenswerte Anpassungen
an die Trockenheit. Einerseits hat sie einen etwa 3-fachen Kochsalzgehalt
wie das stark versalzte Bodenwasser. |
Deshalb kann sie auch bei geringer Feuchtigkeit über
die Wurzeln und auch aus dem Tau durch die Spaltöffnungen der 'Knubbel'
Wasser aufnehmen. Dieses Wasser wird im Pflanzenkörper gespeichert
(die Pflanze besteht zu 80% aus Speicherwasser). Eine weitere Anpassung
an die extreme Trockenheit ist die Möglichkeit nachts Kohlendioxid
aufzunehmen, als Apfelsäure zu speichern und am Tag mit geschlossenen
Spaltöffnungen Photosynthese betreiben zu können. Aus diese Weise
wird der Flüssigkeitsverlust durch diese Öffnungen stark verringert.
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An vielen Stellen wachsen Tamarisken. Ist Wasser
vorhanden, wie hier in der Nähe einer Fabrik (Abwasser), dann blüht
sie über und über mit kleinen weißen Blütchen. Hier
handelt es sich um eine Niltamariske (Tamarix nilotica). Sie kann bis zu
8 m hoch werden.
Diese drei Gewächse sind die am weitesten
verbreiteten Holzgewächse im Waadi Digla und auch in der Cairo umgebenden
Wüste. |
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