Ein Gottesdienst in der Wüste
(Peter Frank, Cairo) Dieser Call ist ein recht
sakraler. Nicht dass ich jetzt plötzlich 'ganz heilig' geworden wäre,
aber es fiel eben in der vergangenen Zeit in dieser Richtung einiges an.
Schon im Dezember hatten wir in der Kirche der
evangelischen Gemeinde in Cairo/Boulaq ein Weihnachtskonzert mit Interpreten
aus unserer Schule und auch anderen. Es war ein großes Ereignis für
eine kleine Gemeinde. Die Qualtität der Musik war beeindruckend, ein
Orchester, Flötengruppen, Sologitarre und auch Gesang wurden geboten.
Insgesamt brachte uns das Konzert in Weihnachtsstimmung und wir genossen
es wirklich. |
 |
Jetzt war es wieder soweit. In der Passionszeit
ist es Tradition, einen Wüstengottesdienst abzuhalten. Dieser Gottesdienst
wird vom evangelischen Pfarrer Steinbrecher, dem katholischen Pfarrer Schrödel
und Frank van der Velden gestaltet. Nicht zu vergessen sind auch die aktiven
Gemeindmitglieder beider Gemeinden und natürlich auch eine Gruppe
für den musikalischen Rahmen.
Der Gottesdienst fand im Wadi Digla statt, einem
ausgetrocknenten Flusstal, das nur manchmal Wasser führt (wenn's halt
mal regnet, dann aber unter Umständen viel). |
Wir fuhren also dorthin, nahmen unsere Campingstühle
mit und feierten zusammen.
Im Gegensatz zu Gottesdiensten, die ich in Deutschland
kennen- (und fürchten) lernte war es hier ganz anders.
 |
Das lag an der Kulisse, an der Tatsache, dass
der Gottesdienst unter freiem Himmel stattfand (die Kelten lehnten unter
anderem die Christianisierung deshalb ab, weil ein Kirchendach den Kontakt
zu Gott nicht möglich machte, befand der sich doch definitionsgemäß
im Himmel) und an der Art, in der er gefeiert wurde. Es gab kein salbungsvolles
Gesäusel, sondern die Gebete, die Predigt und die Lieder gaben uns
die Möglichkeit zum Nachdenken und zur Sammlung. |
Wir versammelten uns um einen Regenbogenschirm, saßen
ganz zwanglos hier und feierten die Messe. Die Gemeindemitglieder waren
viel mehr eingebunden in den Ablauf als in Deutschland und es entstand
wirklich so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl, vielleicht auch deshalb,
weil sich die meisten Leute auch schon persönlich kannten.
|
Außerdem war der Kreis ganz klein, so etwa
30 Menschen, für einen Lehrer wie mich, eine recht übersichtliche
Zahl.
Mitten in der Feier bildeten sich dann kleine
Grüppchen in denen wir uns unterhielten, uns besser kennenlernten
und miteinander Brot und Äpfel aßen. Auch das hat zur wirklich
schönen Atmosphäre beigetragen.
Nach dem Gottesdienst sausten auch nicht alle
in diverse Himmelsrichtungen davon, sondern einige hatten zu essen und
zu trinken mitgebracht, wir schmausten |
zusammen, redeten über Gott und die Welt und
machten einen kleinen Spaziergang.
Da ich viel Arbeit hatte an diesem Wochenende,
wollte ich eigentlich nicht so lange bleiben. Nachdem aber viel mehr Zeit
vergangen war als ich mir eigentlich nehmen wollte, fuhren wir zufrieden
heim und freuten uns darüber, dass ein Gottesdienst auch ganz anders
sein kann als wir bisher gewohnt waren. |