Pharaoe's Call

Donnerstag, den 1. 4. 1999

 Zehnte Ausgabe
- Seite 3 -

 

Gleich gegenüber der U-Bahn-Station befindet sich das Tor, das zum Vorhof der größten koptischen Kirche Cairos führt.
Sie hat den Namen Al Muallaqah und ist im Inneren, wie viele andere orthodoxe Kirchen auch, reich mit Schnitzereien und Ornamenten verziert.
Da sie zur Zeit renoviert wird, musste ich auf eine etwas ältere Photographie zurückgreifen.
Schon am Eingang empfing uns ein junger Mann, der uns fragte, welche Sprache wir sprechen und uns zu den Gottesdiensten einlud, die selbstverständlich allen christlichen Gläubigen offenstehen (schließlich glauben wir ja alle an den einen Gott). Er zeigte uns die Kirche, war sehr gebildet und er verlangte am Ende nicht das hier übliche Bakshsish, das wäre unter seiner Würde gewesen. Wir spendeten dann einen Obulus für die koptische Gemeinde, der ungekürzt den Armen der Gemeinde zugute kommen sollte.
Die in der Kirche verwendeten Materialien sind Holz, Stein, Blattgold und Kamelbein. 
Dieses Kamelbein wird zu 
Einlegearbeiten benutzt. So gibt es eine Tür, aus der auch das Deteil stammt, hinter der Kerzen angezündet wurden. Das Bein lässt das Licht durch und die Ornamente kommen in der dunklen Kirche so strahlend zur Geltung. In der Mitte des Sterns ist gut das koptische Kreuz zu erkennen, das an seinen Armen wieder Kreuze hat. Insgesamt war die Kirche sehr kunstvoll und auch wirklich schön, was von der Kunstfertigkeit der beim Bau tätigen Leute zeugte. Von dieser Kunstfertigkeit konnten wir uns auch im koptischen Museum nebenan überzeugen, das neben sakralen Gegenständen auch solche des Altagslebens enthält. Obwohl das Museum alt ist, sind alle Exponate in arabisch, koptisch, englisch und französich beschriftet. Da manche der Gegenstände lichtempfindlich sind gibt es in jedem Raum einen Angestellten, der immer dort, wo man gerade steht, das Licht der Schaukästen anknipst und danach wieder löscht.
Nachdem wir die Kirche wieder verlassen hatten besuchten wir den christlichen Friedhof von Cairo, wo Christen aller Glaubensrichtungen beerdigt werden. Wie auch auf den arabischen 
Friedhöfen haben reichere Familien richtige Häuser mit Grüften. Es gibt Straßennamen und auch Hausnummern, wie Tina schmunzelnd feststellte. So könnte sogar Post an einen Toten zugestellt werden, allerdings würde der Briefkasten dann überquellen.
Im Gegensatz zu den ägyptischen Totenstädten wohnen hier aber keine lebenden Personen. 
Wie klein die Welt ist, bemerkten wir an der Seite einer großen Gruft, die auf einem Sockel aus poliertem Granit stand. 
Der Granit stammt aus Wunsiedel im Fichtelgebirge.
Neben der Kirche befindet sich das koptische Museum, von dem ich schon berichtete. Dieses Museum trennt den Kirchenbereich von der griechisch-orthodoxen Kirche St. Georg, an 
die auch ein Kloster angeschlossen ist.
Sollte, wer auch immer nach Caior kommen, ein Besuch in diesem Viertel lohnt allemal, besonders das Museum ist sehenswert. Dies gilt trotz (oder wegen) der Tatsache, dass normalerweise hier kein Touribus Halt macht.
Wir schlenderten noch ein wenig in der Gegend herum und kauften Tabak und Kohlen für meine Shisha, ich muss das Ding endlich mal in Betrieb nehmen, und Aladins Wunderlampe, eine Öllampe aus Messing. Vielleicht können wir sie ja mal beim nächsten Stromausfall in Betrieb nehmen. Der Djinn könnte ja dann nach Reiben an der Lampe auch den Strom wieder herbeizaubern. Allerdings sind hier in Cairo drei solche Wünsche schnell verbraucht, wir werden deshalb doch lieber die Campinggaslampe verwenden.

 
 
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